Ergreifen wir unsere Chance!
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik kommt in seinem Bericht zur Lage
der IT-Sicherheit in Deutschland zu dem Ergebnis, dass die Gefährdungslage weiterhin auf hohem
Niveau angespannt ist. Die häufigsten Einfallstore: Schwachstellen bei Soft- und Hardware,
laxer Umgang mit Sicherheitslücken, Botnetze aus IoT-Geräten, Ransomeware und last
but not least der „Faktor Mensch“. Den Schaden für die deutsche
Wirtschaft schätzen Experten auf über 50 Milliarden Euro im Jahr.
Keine Frage: Deutschland als führendes Industrieland zählt zu den
attraktivsten Targets für Cyberkriminelle.
VDE-Mitgliedsunternehmen wissen ein Lied davon zu singen.
71 Prozent unserer Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern
gaben zu, bereits Opfer von Cyberangriffen geworden zu
sein, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Was tun? Abkapseln,
Schweigen und Nichtstun sind keine Optionen. Eine neue Kultur
der Offenheit ist notwendig, um konzertiert Angriffen vorzubeugen beziehungsweise diese
abzuwehren. CERT@VDE ist die erste Plattform zur Koordination von IT-Security-Problemen
im Bereich Industrieautomation, die diese Dienstleistung anbietet. Auch einmaliger Aktionismus
ist die falsche Reaktion. Investitionen in die IT-Sicherheit ohne strukturierte Analyse,
daraus resultierendem Maßnahmenplan und konsequentes Monitoring der Umsetzung sind
aus dem Fenster geworfenes Geld. Denn IT-Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein lebendiger
Prozess, der auch bewusst gestaltet und vor allem gelebt werden muss.
Der VDE hilft dabei. Als Partner der Bundesregierung härten wir mit Expertenteams, Standards,
IT-Security Dienstleistungen und umfangreichen Test-Szenarien in unseren Labs kritische
Infrastrukturen. Aktuell entwickeln wir international eine Sicherheits-Charta pro IT-Sicherheit
für Netze und Systeme und entwerfen Regeln für den sicheren IKT-Einsatz im Stromnetz.
Wir fördern die branchenübergreifende Nutzung von Standards, sichern Smart-Home-Anwendungen
über eine spezielle Testplattform und setzen uns für Security-by-Design & Co. und die
innovationsfreundliche Balance zwischen Usability und IT-Security ein.
Das ist umso wichtiger, als Cyber Security nicht nur – virengleich – eine schnell mutierende
Bedrohung darstellt, sondern auch einen boomenden Wachstumsmarkt eröffnet. Deshalb mein
guter IT-Wunsch zum neuen Jahr: Nehmen wir IT-Sicherheit ernst, aber nutzen wir auch die
damit verbundenen Zukunftschancen.
Das VDE-Technologie-Magazin mit dem Themenschwerpunkt "Industrie 4.0 - Kommunikation und Automation" sowie dem Aufruf für den VDE Tec Summit 2018 in Berlin.
Der Umbruch als Chance
„Die Zukunft des Autos ist elektrisch!“ Dieser Werbeslogan aus dem Jahre 1958 (!) wird jetzt
zur Realität. Und das Auto fährt zudem autonom. Die Automobilindustrie befindet sich im
Umbruch. Am Beispiel der Elektromobilität können wir erkennen, wie sich die etablierten Wertschöpfungsketten
verändern. China hat für sich aufgrund der Umweltbelastungen in Großstädten
und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ein klares strategisches Ziel ausgegeben:
Die weltweite Marktführerschaft bei Elektrofahrzeugen zu erringen und damit die Ära der
Verbrennungsmaschinen gleichsam zu überspringen. Strategische
Zukäufe von Zulieferern im Bereich der Batterietechnologie und
der Fahrzeugelektronik zeugen von der konsequenten Umsetzung
dieser Pläne. Herstellung und Entwicklung der Batterie als teurer
Schlüsselkomponente eines jeden Elektrofahrzeugs stehen im Zentrum
dieser Anstrengungen. Ähnlich ambitionierte Ziele verfolgt
Tesla in den USA mit seiner Gigafactory für Batterien. Deutschland
und Europa müssen sich anstrengen, um hier nicht ins Hintertreffen
zu geraten.
Auch die andere große Umwälzung der Fahrzeugtechnik ist „elektrisch“ und fußt auf Elektrotechnik
und Mikroelektronik: Der breite Einzug von Fahrerassistenzsystemen wie Abstandsradar
und Bremsassistent ist nur durch die Mikroelektronik möglich. Die Produktivitätsfortschritte
in der Mikroelektronik haben zu einer „Demokratisierung“ dieser früher teuren
Sicherheitstechnik geführt, die jetzt selbst in der Kompaktklasse zum Standard wird. Wohin
geht die Entwicklung? 90 Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschaden haben heute als
Ursache menschliches Versagen. Das (teil-)automatisierte Fahren wird der nächste Schritt sein
auf dem Weg zur „Vision 0: Keine Verkehrsopfer!“. Der Fahrer wird zum Passagier, die Elektronik
übernimmt mit vielfach abgesicherten automatisierten Systemen seine Aufgaben – und wird
zum ausschlaggebenden Faktor für den Markterfolg eines Fahrzeugs.
Hier liegen für den Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Automobil- und Elektroindustrie
große Wachstumschancen. In Fahrzeuge wird schrittweise eine Vielfalt neuer technischer
Funktionen einziehen, die auf hochspezialisierter, leistungsfähiger und gleichzeitig zuverlässiger
und datensicherer Mikroelektronik basieren. In Deutschland sind die Marktführer der
Automobilelektronik zu Hause, und die eng verzahnte Zusammenarbeit vom Halbleiterhersteller
über Tier-1-Systemlieferanten bis hin zum Fahrzeughersteller wird der entscheidende Erfolgsfaktor
für die Innovationsführerschaft beim elektrischen und autonomen Fahren sein.